Der Begriff „Scheiße“ ist zu Unrecht negativ konnotiert. „Die Kackkraft der Pinguine“ bietet interessante Ergebnisse aus der Exkremental-Physik, die die wissenschaftliche Bedeutung dieses oft tabuisierten Themas hervorheben.
Wissenschaft liefert manchmal skurrile, unerwartete, witzige Ergebnisse – sinnlos sind sie trotzdem nicht denn auch sie tragen zu unserem Wissen bei. Wer weiss, ob die Kackkraft der Pinguine nicht irgendwann zur Entwicklung neuer Antriebsarten, nachhaltiger Energiegewinnung oder gar umweltfreundlicher Biowaffen führt?
Das „Laborjournal“ hat uns freundlicherweise erlaubt, Ausschnitte dieses Artikels im BioWissKomm-Blog zu übernehmen, um so bahnbrechende Erkenntnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Warum nur Ausschnitte? Die Währung im Journalismus sind Klicks, die vielleicht irgendwann in Euros oder Bitcoins verwandelt werden können.
Auch wir wollen mehr Leser haben, hoffen aber auch, dass Sie den Rest der Geschichte im Laborjournal lesen (kostet auch nichts).
Viel Spaß!
Sind Sie bereit für die essentiellen Fragen des Lebens? Denn eine dieser Fragen steht im Mittelpunkt dieser Kolumne: Wie viel Druck erzeugen Pinguine beim Kacken?
Sie sträuben sich, Ihre Zeit mit solchem Unsinn zu vergeuden? Bitte haben Sie etwas Geduld. Denn daraus, wie Pinguine ihre Verdauungsreste regelrecht verschießen anstatt sie nur schnöde zu Boden plumpsen zu lassen, lässt sich nicht nur etwas lernen – vielmehr wirkt es sich sogar auf die Sicherheit von Ihnen und Ihren Kindern aus!
Die Herausforderung bei dieser Ig-Nobelpreis-prämierten Forschung: Pinguine sind geschützt. Laut Antarktis-Vertragssystem darf sich ihnen ohne Sondergenehmigung niemand auf weniger als fünf Meter nähern. Eine rektale Manometrie mit Drucksensoren ist daher entsprechend schwer realisierbar. Auch ist fraglich, wie sehr sich der Durchschnitts-Pinguin dafür begeistern lässt, dass jemand an seiner Kloakenöffnung herumzuprokeln beginnt.
Glücklicherweise können die Druckverhältnisse in kotenden Pinguinen berechnet werden, insofern die folgenden Parameter bekannt sind:
(1) der Durchmesser und die Bodenhöhe der Kloakenöffnung der favorisierten Pinguinart,
(2) die Flugstrecke der Fäkalien vor Bodenkontakt, und
(3) deren Viskosität.
Die Kloakenanatomie zum Zeitpunkt der Defäkation lässt sich aus meisterlich getimten Fotoaufnahmen abschätzen, die Fäkalienflugstrecke als Abstand des Einschlagorts vom Nestrand approximieren. Gelingt beides, kann der Defäkationsdruck mithilfe der Hagen-Poiseuille-Gleichung als Funktion der Fäkalienviskosität dargestellt werden (Polar Biol. doi.org/dqkbnp).
Das Resultat: Adulte Zügel- und Adelie-Pinguine entleeren sich ihrer Ausscheidungen mit einem Druck von 60 Kilopascal – das entspricht etwa einem Viertel des Luftdrucks auf Ihren Pkw-Reifen. Damit sind sie dem menschlichen Enddarm weit überlegen, denn der Ruhedruck auf die menschliche Rektalmuskulatur beträgt weniger als 2,4 Kilopascal ….
Weiter geht’s hier: https://www.laborjournal.de/blog/?p=13822#more-13822, mit wertvollen Informationen, wie Fäkalien und andere Verdauungsprodukte sonst noch
sinnvoll eingesetzt werden und was das mit Ihrer Sicherheit und der Ihrer
Kinder zu tun hat.
Autor (kursive Texte): Wolfgang Nellen
Text aus Laborjournal: Henrik Müller