Die Killermäuse von Marion Island

Ökosysteme sind komplex. Manche sind stabil wie ein Felsbrocken, andere reagieren äußerst empfindlich auf kleinste äußere Einflüsse. Ausbreitung und Wanderbewegungen von Tieren beeinflussen die Biodiversität in Ökosysteme massiv. Nicht nur die einwandernde Tierart verändert die Umwelt, sie bringt Mikroorganismen und Pflanzensamen mit, die ganze Landstriche verändern können. „Stabile Ökosysteme“ gibt es nicht, das würde einen Stillstand der Evolution bedeuten.

Ökosysteme verändern sich

Das Tier „Mensch“ hat durch seine Eroberung fast aller Lebensräume und seine besonders große Mobilität die Verbreitung von Arten in andere Lebensräume gewaltig beschleunigt. Dabei handelt es sich nicht nur um den Anbau von Nahrungspflanzen in Regionen, wo sie „eigentlich nicht hingehören“, es geht auch um Krankheitserreger und um zufällig eingeschleppte Neophyten und Neozoen, die dann in einem neuen Biotop entweder sehr schnell untergehen – oder sich auf Kosten der endemischen Flora und Fauna „unkontrolliert“ verbreiten. Man muss aber auch bedenken, dass zuvor niemand das Gleichgewicht kontrolliert hat und es auch nur ein zeitweiliges, scheinbares Gleichgewicht war, das sich über mehr oder weniger lange Zeiträume auch veränderte.

Dass die Spezies Mensch diese Gleichgewichte schneller und massiver beeinflusst als zuvor, steht außer Frage. Die Auswirkungen wie der Verlust an Biodiversität sind unübersehbar, die Konsequenzen kaum vorhersagbar. Es ist deshalb sinnvoll zu versuchen, dies Entwicklung durch eine menschengemachte „Kontrolle“ zu bremsen und zumindest teilweise zu revidieren.

Marion Island: ein Ökosystem das instabil wurde

Marion Island ist ein recht spektakuläres Beispiel für die Veränderung eines Ökosystems durch Neozoen (Mäuse), den gescheiterten Versuch, die Konsequenzen durch einen weiteren Neozoen (Katzen) zu heilen und dann, durch Ausrottung der Katzen, wieder ein neues Problem zu schaffen. Mäuse ernähren sich normalerweise nicht von Albatrossen. Aus Nahrungsmangel haben sie eine neue Strategie entwickelt und fressen nun lebendige Albatros-Küken an für die das tödlich endet.

Der Artikel „Letzte Chance für die Albatrosse“ von Peter Ryan in „Biologie in unserer Zeit“ beschreibt eindrucksvoll die Situation auf Marion Island und die geplanten bzw. laufenden Gegenmaßnahmen. Dies schließt die Idee ein, alle Mäuse auf der Insel komplett auszurotten. Der Artikel ist hervorragend geeignet, um in Schulen interaktiv zu diskutieren, wie Ökosysteme reagieren, dass Artenschutz keine einfache Sache ist  und manchmal Maßnahmen erfordern kann, die intuitiv falsch oder grausam erscheinen.

Dazu ein Vortrag von Peter Ryan (englisch)

Foto:
Diese jungen Graukopf-Albatrosse werden die gruselige nächtliche „Skalpierung“ durch Hausmäuse auf Marion Island nicht überleben. (Foto mit freundlicher Genehmigung von ©Ben Dilley und „Birds-on-the-brink“)
siehe auch Webseite „mouse-free-marion