Was ist Biodiversität und wie kann man sie erhalten?
Geparden sind als die schnellsten Landtiere bekannt und gelten als bedrohte Art. In dem Artikel (https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/geparden-stark-bedroht-und-genetisch-verarmt/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=wissenschaft.de_11_07_2022) wird durch Genomanalyse festgestellt, dass die ostafrikanische Population Acinonyx jubatus raineyi genetisch von der südafrikanischen Population Acinonyx jubatus jubatus unterscheidbar ist und beide somit eigene Unterarten (früher: Rassen) darstellen
Was sind Rassen oder Unterarten (Subspezies)?
Die Unterscheidbarkeit ist nicht so erstaunlich: regionale Populationen, die nicht überlappen, können relativ schnell geringfügige genetische Sequenzunterschiede ansammeln. Wie viele solche Unterschiede dann eine eigene Unterart definieren (und nicht etwa genetische Variationen innerhalb einer Art) ist willkürlich festgelegt und teilweise umstritten. Bestünde eine Verbindung zwischen den Populationen, würden sie sich kreuzen und eine genetische Unterscheidung wäre nicht mehr möglich.
Der weltweite Bestand an Geparden ist mit weniger als 10.000 Individuen gefährdet. Der Gefährdungsstatus steigt dramatisch, wenn aufgrund genetischer Daten eine Population in zwei oder mehr Unterarten aufgeteilt wird. Jede einzelne Unterart hat dann weniger Individuen und erreicht leicht die Grenze, die keinen sicheren Fortbestand mehr garantiert. Wenn man alle Unterarten getrennt erhalten und eine Vermischung unterbinden möchte, liegt die Anzahl der Tiere jeder Unterart weit unter der einer stabilen Population.
Was ist neu?
Der Artikel bringt mehr Details als bisher, aber wenig wirklich neue Erkenntnisse. Bereits 1993 wurden A.j. jubatus und A.j. raineyi als separate Subspezies bezeichnet (https://www.pnas.org/doi/epdf/10.1073/pnas.90.8.3172).
Auch die genetische “Armut” bei Geparden, d.h. die geringe genetische Variation zwischen einzelnen Tieren, ist seit mehr als 30 Jahren bekannt. Vor etwa 10.000 Jahren standen Geparden wohl kurz vor dem Aussterben und gingen mit einer sehr kleinen Population von wenigen Tieren durch einen “genetischen Flaschenhals” (https://www.pnas.org/doi/epdf/10.1073/pnas.90.8.3172). Diese Population hat sich wieder erholt, die Tiere sind jedoch genetisch so ähnlich, dass man z.B. Hauttransplantationen ohne Abstoßungsreaktion durchführen kann. Wie bei Inzucht zu erwarten, beobachtet man eine hohe Sterblichkeit des Nachwuchses und eine starke Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Die geringe genetische Variabilität verwundert Biologen bis heute denn man geht üblicherweise davon aus, dass eine solche genetische Verarmung keine stabile Population mehr erlauben sollte.
Was kann man tun?
Im Gegensatz zur neuen Publikation von Prost et al. schlugen Menotti-Raymond und Brian 1993 Kreuzungen zwischen A.j. jubatus und A.j. raineyi vor, um etwas mehr genetische Vielfalt zu schaffen. Sie verweisen darauf, dass die hohe Nachwuchssterblichkeit bei solchen Kreuzungen deutlich geringer ausfällt. Die Unterarten gingen durch die Hybridisierung allerdings verloren.
Ein neues Projekt zum Schutz der Geparden (https://www.spektrum.de/news/artenschutz-der-gepard-kehrt-zurueck-nach-indien/2059722) ist ebenfalls umstritten. In Indien wurden gerade acht Geparden aus Namibia ausgewildert, um die ausgestorbene, heimische Population zu ersetzen. Ist ein solcher Ersatz über Kontinente hinweg „unnatürlich“ oder ist es gut, eine „Reservepopulation“ für die gefährdete Art anzulegen? Es gibt keine einfachen Antworten. Man muss sehr gut überlegen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um die Chance für das Überleben der Geparden zu verbessern. Ob man dabei, auch beim besten Willen, die „richtige“ Lösung findet, ist ungewiss.